Spinnerte Franzosen wieder einmal: HERR GEISHA & THE BOOBS spielen so etwas wie experimentellen Noise Rock mit allen Schikanen, der oft wie Stegreif-Musik klingt, weniger nach sorgfältig ausgedachten Songs, was vor allem am sprunghaften Charakter der "Kompositionen" liegt.

Dabei versteht das Trio viel von Dynamik, wie es mit dem frühen Höhepunkt "Chapter II" beweist, der sich über 14 Minuten erstreckt und den namengebenden Frontmann von seiner stimmlich gedämpften Seite zeigt. Im Hintergrund ein hypnotisches Arpeggio und entrückte "Leads" bei relativ stringentem Rhythmusfundament, fertig ist eine spannende Sause, die sich wider Erwarten nicht zur Lärmwand hochschraubt … selbige kommt im unwesentlich kürzeren Nachsatz "Chapter III" zum standesgemäßen Einsturz.

Im weiteren agieren HERR GEISHA & THE BOOBS oftmals instrumental, was den improvisatorischen Charakter der Scheibe weiter forciert, zumal sie an zwei Tagen live im heimischen Lyon aufgenommen wurde. Zuletzt gefallen "VII" wegen des Sprechgesangs (so quasi zum Zuhören vor einem Geschichtenerzähler, der übrigens ausnahmsweise gar nicht "frenglish" klingt) und das kurz dröhnende "VIII".

FAZIT: Widerborstig, aber nicht atemlos, und letzteres ist der einzige Vorzug von HERR GEISHA & THE BOOBS für Nicht-Fans des Label-Katalogs von Amphetamine Reptile, der irgendwie auch nur grob zum Vergleich herhält. "Book Of Mutations" ist in jedem Fall ein stimmungsvolles, aber in jeder Hinsicht stilechtes Noise-Rock-Album. Schwer zu verdauen, nicht ohne Tiefgang und am Ende dennoch seltsam emotionsfremd.